Nicht einmal bedingt abwehrbereit. - Josef Kraus + Richard Drexl -

BwGefreiter · 8. July 2019, 18:12

Nicht einmal bedingt abwehrbereit.
Die Bundeswehr zwischen Elitetruppe und Reformruine.
Autoren: Josef Kraus + Richard Drexl

Eine Buchbesprechung

Darf man eigentlich noch Witze machen über eine Bundeswehr, die „den Steuerzahler ca. 43 Milliarden Euro im Jahr kostet, aber für ihre primäre Aufgabe, die Verteidigung Deutschlands, kaum einsetzbar“ ist, fragen die beiden Autoren eines neuen Schwarzbuchs, Josef Kraus und Richard Drexl.

Es bietet eine tiefgreifende Analyse, die damit beginnt: Wozu taugt eigentlich noch eine Armee in einer „post-patriotischen Gesellschaft“? Will sich Deutschland eigentlich noch wehrhaft zeigen – oder vertraut es darauf, dass im für sowieso unwahrscheinlich gehaltenen Verteidigungsfall die Bündnispartner einspringen werden? Ist Verteidigung überhaupt noch notwendig auf dem pazifistischen Sonderweg durch Raum und Zeit? Oder ist das alles nicht vielmehr Selbsttäuschung einer infantil gewordenen Politik?

EIN NEUES MILLIARDENGRAB?

Frankreich, Spanien und Deutschland basteln an einem neuen Kampfflugzeug
Kraus und Drexl analysieren die strategische Lage Deutschlands in einer Welt, in der China zu ungeheurer Macht aufsteigt, Nordafrika nicht mehr Urlaubsziel der TUI-Reisenden ist, sondern Krisenherd und Ausgangspunkt gigantischer Migrationsströme und Russland die Krim annektierte. Ins Bewusstsein geholt werden die Auslandseinsätze im Kosovo, Libanon, vor Somalia, im Mittelmeer, der westlichen Sahara, in Syrien und Irak. Die Kriegseinsätze finden im Bewusstsein der Öffentlichkeit nicht statt, aber vernichten Menschen, Material, Steuergelder. Dass dort Männer sterben im Dienst für Deutschland und ihr Leben riskieren, wird verdrängt, auch weil die dafür zuständige Ministerin Fragen nach der Ausstattung von Panzern für Schwangere und die richtige Anzahl gendergerechter Klos für relevanter erachtet als den Blutzoll, den die ihrer Befehlsgewalt anvertrauten Söhne und Ehemänner erbringen. Denn bei allem Getändel um den richtigen Allwetter-Taft für den demonstrativen Unernst einer Ministerin, bei allem Gerede über Cyberwar im klimatisierten War-Room und milliardenteure High-Tech-Waffen geht es doch immer um die letztentscheidende Frage: Leben oder Tod.

NICHT EINMAL BEDINGT ABWEHRBEREIT

Die Bundeswehr ist politisch orientierungslos, führungslos – und weitgehend gesellschaftlich verachtet bis geächtet. Aber ihre Sprache ist gendergerecht. Im alten Matrosenlied „Auf einem Seemannsgrab“ weint künftig nicht mehr nur ein Mädel um den ersoffenen Geliebten, sondern alternativ auch ein „kleiner Bube“. Für das Umdichten der Militärlieder sind Zeit, Geld und Energie vorhanden, für passende Einsatzkleidung nicht. „Den Beruf des Soldaten ließ man im öffentlichen Bewusstsein so verfallen, dass viele unserer Soldaten beginnen, an sich selbst und ihrem Amtseid zu zweifeln – ein verheerender Befund, für den auch die politische Führung der Bundeswehr in hohem Maße und schon seit längerer Zeit verantwortlich ist“, schreibt der frühere Bundesminister der Verteidigung, Rupert Scholz im Vorwort.

Das höchst kompetente Autoren-Duo zeigt das alles auf, bis hin zu den korrupten Zuständen in der Beschaffung und Verwaltung. Josef Kraus gehörte 20 Jahre dem Beirat für Fragen der inneren Führung der Bundeswehr an. Richard Drexl war zuletzt Oberst, Kommandeur verschiedener Einheiten und im Verteidigungsministerium verantwortlich für Rüstungsvorhaben der Luftwaffe und des „fliegenden Geräts“.

Buchtitel:

Josef Kraus/Richard Drexl, Nicht einmal bedingt abwehrbereit. Die Bundeswehr zwischen Elitetruppe und Reformruine. 240 Seiten, FinanzBuch Verlag, 22,99 €.

Quelle:

https://www.tichyseinblick.de/feuill...fen-wegtreten/

FlecktarnRes · 8. July 2019, 21:55

Hallo Kamerad BwGefreiter,
Alle Achtung für diesen Artikel. Seit sehr langer Zeit erscheint hier mal wieder ein
Beitrag worüber man Nachdenken kann und sollte.
Die beiden Autoren dieses Buches haben wirklich Mut die Wahrheit zu schreiben.
Die Bundeswehr ist ohne zu Übertreiben zwischenzeitlich tatsächlich zu einer
Reformruine verkommen.

Schutzmaske · 13. July 2019, 10:53

Über das Buch kann ich nichts sagen. Allerdings ist für mich https://www.tichyseinblick.de/ keine seriöse Quelle.

Kurz gefasst - Rechtspopulismus.

Der Buchtitel ist natürlich geklaut...
Der Auslöser der Spiegel-Affäre 1962 „Bedingt abwehrbereit“.

FlecktarnRes · 13. July 2019, 11:40

Zitat:

Zitat von Schutzmaske

Über das Buch kann ich nichts sagen. Allerdings ist für mich https://www.tichyseinblick.de/ keine seriöse Quelle.

Kurz gefasst - Rechtspopulismus.

Der Buchtitel ist natürlich geklaut...
Der Auslöser der Spiegel-Affäre 1962 „Bedingt abwehrbereit“.

Hallo,

obwohl dieses Blatt -Tichys-Einblick sehr weit " Rechts " steht, hat der

Kommentar schon seine Berechtigung. ( Meine Meinung )

***unimuc*** · 13. July 2019, 11:52

Hallo,

dennoch ist es natürlich ein Alarmzeichen, wenn eine so rechte Quelle ein Buch gut findet. Das muss nichts bedeuten, aber man sollte es bei der Beurteilung im Hinterkopf haben...

Ansonsten nutze ich die Gelegenheit mal wieder dafür, darauf hinzuweisen, dass es hier nicht um allgemeine Tagespolitik gehen soll, auch nicht im Bezug auf die Bundeswehr.

Solche:
https://gayarmy.de/showthread.php?t=1809
Themen passen da schon viel besser...

Unimuc

pzgren · 14. July 2019, 08:40

Zumindest trifft der Buchtitel den in der Öffentlichkeit vorherrschenden Eindruck wieder: es werden Unsummen ausgegeben, aber trotzdem gibt es kaum einsatzbereites Gerät (Fregatten, A400, etc.).

Nur gut, dass es zumindest noch ein paar funktionierende Bergepanzer gab, um Schneisen in den Wald bei Lübtheen zu schlagen ...

8. July 2019, 18:12	#1
BwGefreiter Hauptmann Dienstjahre: Registriert seit: 21. November 2003 Beiträge: 535 Hessen (Auf der Karte)	Nicht einmal bedingt abwehrbereit. - Josef Kraus + Richard Drexl - Nicht einmal bedingt abwehrbereit. Die Bundeswehr zwischen Elitetruppe und Reformruine. Autoren: Josef Kraus + Richard Drexl Eine Buchbesprechung Darf man eigentlich noch Witze machen über eine Bundeswehr, die „den Steuerzahler ca. 43 Milliarden Euro im Jahr kostet, aber für ihre primäre Aufgabe, die Verteidigung Deutschlands, kaum einsetzbar“ ist, fragen die beiden Autoren eines neuen Schwarzbuchs, Josef Kraus und Richard Drexl. Es bietet eine tiefgreifende Analyse, die damit beginnt: Wozu taugt eigentlich noch eine Armee in einer „post-patriotischen Gesellschaft“? Will sich Deutschland eigentlich noch wehrhaft zeigen – oder vertraut es darauf, dass im für sowieso unwahrscheinlich gehaltenen Verteidigungsfall die Bündnispartner einspringen werden? Ist Verteidigung überhaupt noch notwendig auf dem pazifistischen Sonderweg durch Raum und Zeit? Oder ist das alles nicht vielmehr Selbsttäuschung einer infantil gewordenen Politik? EIN NEUES MILLIARDENGRAB? Frankreich, Spanien und Deutschland basteln an einem neuen Kampfflugzeug Kraus und Drexl analysieren die strategische Lage Deutschlands in einer Welt, in der China zu ungeheurer Macht aufsteigt, Nordafrika nicht mehr Urlaubsziel der TUI-Reisenden ist, sondern Krisenherd und Ausgangspunkt gigantischer Migrationsströme und Russland die Krim annektierte. Ins Bewusstsein geholt werden die Auslandseinsätze im Kosovo, Libanon, vor Somalia, im Mittelmeer, der westlichen Sahara, in Syrien und Irak. Die Kriegseinsätze finden im Bewusstsein der Öffentlichkeit nicht statt, aber vernichten Menschen, Material, Steuergelder. Dass dort Männer sterben im Dienst für Deutschland und ihr Leben riskieren, wird verdrängt, auch weil die dafür zuständige Ministerin Fragen nach der Ausstattung von Panzern für Schwangere und die richtige Anzahl gendergerechter Klos für relevanter erachtet als den Blutzoll, den die ihrer Befehlsgewalt anvertrauten Söhne und Ehemänner erbringen. Denn bei allem Getändel um den richtigen Allwetter-Taft für den demonstrativen Unernst einer Ministerin, bei allem Gerede über Cyberwar im klimatisierten War-Room und milliardenteure High-Tech-Waffen geht es doch immer um die letztentscheidende Frage: Leben oder Tod. NICHT EINMAL BEDINGT ABWEHRBEREIT Die Bundeswehr ist politisch orientierungslos, führungslos – und weitgehend gesellschaftlich verachtet bis geächtet. Aber ihre Sprache ist gendergerecht. Im alten Matrosenlied „Auf einem Seemannsgrab“ weint künftig nicht mehr nur ein Mädel um den ersoffenen Geliebten, sondern alternativ auch ein „kleiner Bube“. Für das Umdichten der Militärlieder sind Zeit, Geld und Energie vorhanden, für passende Einsatzkleidung nicht. „Den Beruf des Soldaten ließ man im öffentlichen Bewusstsein so verfallen, dass viele unserer Soldaten beginnen, an sich selbst und ihrem Amtseid zu zweifeln – ein verheerender Befund, für den auch die politische Führung der Bundeswehr in hohem Maße und schon seit längerer Zeit verantwortlich ist“, schreibt der frühere Bundesminister der Verteidigung, Rupert Scholz im Vorwort. Das höchst kompetente Autoren-Duo zeigt das alles auf, bis hin zu den korrupten Zuständen in der Beschaffung und Verwaltung. Josef Kraus gehörte 20 Jahre dem Beirat für Fragen der inneren Führung der Bundeswehr an. Richard Drexl war zuletzt Oberst, Kommandeur verschiedener Einheiten und im Verteidigungsministerium verantwortlich für Rüstungsvorhaben der Luftwaffe und des „fliegenden Geräts“. Buchtitel: Josef Kraus/Richard Drexl, Nicht einmal bedingt abwehrbereit. Die Bundeswehr zwischen Elitetruppe und Reformruine. 240 Seiten, FinanzBuch Verlag, 22,99 €. Quelle: https://www.tichyseinblick.de/feuill...fen-wegtreten/

8. July 2019, 21:55	#2
FlecktarnRes Generalleutnant Dienstjahre: Registriert seit: 12. May 2019 Beiträge: 1.557 Deutschland	AW: Nicht einmal bedingt abwehrbereit. - Josef Kraus + Richard Drexl - Hallo Kamerad BwGefreiter, Alle Achtung für diesen Artikel. Seit sehr langer Zeit erscheint hier mal wieder ein Beitrag worüber man Nachdenken kann und sollte. Die beiden Autoren dieses Buches haben wirklich Mut die Wahrheit zu schreiben. Die Bundeswehr ist ohne zu Übertreiben zwischenzeitlich tatsächlich zu einer Reformruine verkommen.

13. July 2019, 10:53	#3
Schutzmaske Obergefreiter Dienstjahre: Registriert seit: 27. January 2018 Beiträge: 21 Berlin	AW: Nicht einmal bedingt abwehrbereit. - Josef Kraus + Richard Drexl - Über das Buch kann ich nichts sagen. Allerdings ist für mich https://www.tichyseinblick.de/ keine seriöse Quelle. Kurz gefasst - Rechtspopulismus. Der Buchtitel ist natürlich geklaut... Der Auslöser der Spiegel-Affäre 1962 „Bedingt abwehrbereit“.

13. July 2019, 11:52	#5
*unimuc* Admin Dienstjahre: Registriert seit: 21. November 2003 Beiträge: 1.079 München (Auf der Karte)	AW: Nicht einmal bedingt abwehrbereit. - Josef Kraus + Richard Drexl - Hallo, dennoch ist es natürlich ein Alarmzeichen, wenn eine so rechte Quelle ein Buch gut findet. Das muss nichts bedeuten, aber man sollte es bei der Beurteilung im Hinterkopf haben... Ansonsten nutze ich die Gelegenheit mal wieder dafür, darauf hinzuweisen, dass es hier nicht um allgemeine Tagespolitik gehen soll, auch nicht im Bezug auf die Bundeswehr. Solche: https://gayarmy.de/showthread.php?t=1809 Themen passen da schon viel besser... Unimuc

14. July 2019, 08:40	#6
pzgren Oberleutnant Dienstjahre: Registriert seit: 17. January 2017 Beiträge: 393 Ulm	AW: Nicht einmal bedingt abwehrbereit. - Josef Kraus + Richard Drexl - Zumindest trifft der Buchtitel den in der Öffentlichkeit vorherrschenden Eindruck wieder: es werden Unsummen ausgegeben, aber trotzdem gibt es kaum einsatzbereites Gerät (Fregatten, A400, etc.). Nur gut, dass es zumindest noch ein paar funktionierende Bergepanzer gab, um Schneisen in den Wald bei Lübtheen zu schlagen ...