Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 26. October 2009, 00:01   #15
unimuc ist offline unimuc
Admin
Dienstjahre:
 
Avatar von unimuc
 
Registriert seit: 21. November 2003
Beiträge: 1.079

München


Standard AW: 6 Monate Wehrpflicht ab 2011?

@ostfriese: danke, Du sprichst mir aus der Seele...

@darkon/endier: die Idee einer allgemeinen Dienstpflicht widerspricht nur "leider" allen modernen Vorstellungen von Menschenrechten (und natuerlich auch unserer Verfassung - soll Schaeuble das gleich mit aendern?), denen nach Zwangsarbeit eben ein klares Tabu ist. Und das war auch vor 60 Jahren schon so. Die einzige (noch) akzeptierte Ausnahme ist eben die Landesverteidigung, und damit eben auch der Ersatzdienst.

Letzendlich ist es aber ein Konzept das sich ueberholt hat - einer der echten Vorteile der Wehrpflicht ist die grosse Menge an Reservisten die man sich so fuer den Ernstfall heranzuechtet, aber die Bedrohungssituation hat sich geaendert, sowas braucht keiner mehr. Und die ganzen wirklichen Einsaetze der Bundeswehr passieren ohnehin durch Freiwillige. Wehrpflicht ist in modernen Gesellschaften klar auf dem absteigenden Ast, man sehe sich nur mal in Europa um. Und selbst die Amerikaner haben der Versuchung widerstanden fuer ihre Kriegslust zu einer Wehrpflicht zurueckzukehren.

Neben dem Problem der Wehrgerechtigkeit durch die geringe Quote an real gezogenen Wehrpflichtigen gibt es auch immernoch das Thema mit den Frauen - vor 60 Jahren war das klar, da waren die Rollenvorstellungen noch fest in den Koepfen, aber jetzt, wo sie sich selbst das Recht erstritten haben mitzukaempfen ist das irgendwie nicht mehr ueberzeugend. Wurde zwar vom Verfassungsgericht bereits anders entschieden, aber ich bin mir doch sehr sicher, mehr aus der Erkenntnis heraus, dass jedes andere Urteil aktuell fatal waere (eine Abschaffung der Wehrpflicht muss durch die Politik passieren, sowas gerichtlich zu machen waere schon eher krass), statt aus wirklicher Ueberzeugung.

Die Kuerzung ist jetzt wohl erstmal ein Versuch die Statistik wieder ein bischen zu schoenen (es koennen eben wieder mehr gezogen werden), mittelfristig sehe ich das aber auch als Vorbereitung zur Abschaffung, ich wuesste nicht wie gerade wir rechtfertigen wollen noch eine menschrenrechtlich grenzwertige Pflichtarmee zu benoetigen...

Klar: die Wehrpflicht hat schon auch Vorteile. Eben zum einen die Zivis, aber die duerfen eben kein Argument sein die Wehrpflicht zu erhalten, sie sind die Notloesung die noetig war um ueberhaupt eine menschenrechtlich vertretbare Pflichtarmee aufzustellen. Da muss man eben andere Wege finden und etwas Geld in die Hand nehmen - koennte ja was abfallen bei einer sicherlich effizienter organisierbaren Berufsarmee. Zum anderen natuerlich das Thema, dass man eben will, dass alle Gesellschaftsschichten gleichermassen in der Armee repraesentiert sind. Aber das ist ohnehin schon lange Wuschdenken, es ist kein Geheimnis, dass linke eher verweigern als rechte, und fuer die realen Einsaetze hat man auch jetzt ja schon nur Freiwillige, also wird sich da wohl so viel nicht verschieben. Ich sehe nichts was da ausreicht um die Wehrpflicht auf Dauer zu erhalten... Aber klar ist auch: so schnell werden wir sie wohl nicht loswerden. Aehnlich wie die Sommerzeitumstellung

Unimuc
  Mit Zitat antworten