Zitat von bastoandi

als "ehemaliger" Camp-Teilnehmer: Warum habe ich bei den Camps eine Splitterschutzweste getragen? Warum habe ich überhaupt teilgenommen?
Ich habe um das Jahr 1994 meinen Wehrdienst abgeleistet. Zuvor hatte ich gerade die aus familiärer Prägung entstandene Wehrdienstverweigerung zurückgezogen.
Entgegen ersten Ankündigungen war ich plötzlich als Sani statt als Pionier einberufen worden. Meine Uniform war die alte einfarbige. In dieser Zeit war mir selber nicht wirklich bewusst, dass ich lieber richtig gerödelt hätte und eine "grüne" bzw. matschige Grundausbildung das war, nach dem ich mich eigentlich gesehnt hatte. Die Bundeswehr tat ja auch alles dafür, solche Wünsche gar nicht erst aufkommen zu lassen und erst recht nicht zu erfüllen. Jedenfalls war am Ende die Einsicht, dass sich vieles nicht erfüllt hatte was ich unter dem Stichwort "militärisch" oder "männlich" bei der Bundeswehr hatte erleben wollen.
Nur deshalb gab es später den Willen, einiges davon nachzuholen. Ich wollte den Drill, den Dummfick, Matsch, Hindernisbahn mit Stacheldraht, Schikane-Strafen. Auch wollte ich die Flecktarnuniform tragen, die zur Zeit meiner Grundi von den Kampfeinheiten schon getragen wurde, mir aber verwehrt blieb. Da gehörte der Splitterschutz einfach dazu. Umso mehr, weil der Splitterschutz wunderbar geeignet war, beim Rödeln die Sache erst richtig anstrengend und schweißtreibend zu machen.
Damit hat sich während der Camps noch einiges erfüllt, was beim Wehrdienst offen geblieben war. Dank Youtube habe ich später sehen können, dass in anderen Armeen die Dinge, die mich anmachten, tatsächlich stattfanden. Zum Beispiel bei den brasilianischen Fallschirmjägern oder mehr noch bei den thailändischen und algerischen Spezialeinheiten. Bei der Bundeswehr jedenfalls endete alles gleich im Skandal, was auf meiner Wunschliste gestanden hatte.
War ich jetzt ein Angeber auf den Camps? oder krank? habe ich nur gespielt? ja, klar. Aber war es deshalb schlecht? ich weiß nur, dass ich es gebraucht habe.