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Alt 25. August 2009, 09:06   #83
Wüstentarn
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Standard Zwischenruf Afghanistan

Zwischenruf Afghanistan: Ein Ende ? la Somalia?
von Manfred Bleskin

Die Bundesregierung hält an der Illusion der bewaffneten Entwicklungshelfer für Afghanistan fest.
(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wie erfreulich, dass die Bundeswehr nicht "auf immer und ewig" in Afghanistan bleiben will. Da ist Bundeskanzlerin Angela Merkel schon einen Riesenschritt weiter als ihr Verteidigungsminister, der noch bis zu zehn Jahre deutsche Militärpräsenz am Hindukusch für möglich hält. Außenminister Frank-Walter Steinmeier will im Falle eines Wahlsiegs seiner SPD mit der afghanischen Führung über einen Rückzugsplan verhandeln. Nun ist es eher unwahrscheinlich, dass die Sozialdemokraten den ersten Platz in der Wählergunst erobern, aber die Erkenntnis allein ist schon ein Gewinn. Es ist das Verdienst der FDP, dass sie unter den den Einsatz befürwortenden Parteien die erste war, die einen Rückzugsplan forderte. Bleibt zu hoffen, dass sich Parteichef Guido Westerwelle, sollte er denn das ersehnte Außenamtsamt bekommen, sich an diesen Satz seines Parteifreundes Jürgen Koppelin erinnert.
Der Verteidigungsexperte hat - nicht ganz - Recht, wenn er sagt, der Einsatz habe keine Strategie. Das Problem ist, dass es zu viele Strategien gibt. Barack Obama will nach irakischem Muster rebellische Stammensführer kaufen, die Bundesregierung hält an der Illusion der bewaffneten Entwicklungshelfer fest, die in Kundus gescheitert ist und in Faisabad kurz davor steht. In Masar-i-Sharif, in dessen Nähe sich das Hauptquartier befindet, traut sich die Bundeswehr nicht einmal in die Stadt hinein und überlässt Norwegern und Schweden die unangenehme Rolle der "Friedensstifter". Und dazwischen stehen Niederländer, Esten, Polen und andere, die ohnehin nur nach der Pfeife der Vereinigten Staaten tanzen. Die britische Regierung steht nach dem Tod des 200. Soldaten unter starkem Druck, ihr Engagement ganz zu beenden.
US-Generalstabschef Rodney Mullen spricht jetzt von erhöhter Terrorgefahr. Seine Forderung nach - noch - mehr Soldaten richtet sich auch und vor allem an die Adresse Berlins. Dem können und wollen die Koalitionsparteien vor den Bundestagswahlen nicht entsprechen.

Eine neue Bundesregierung sollte sich darauf besinnen, dass der Konflikt nur auf dem Verhandlungswege lösbar ist. Umso mehr, als die Entstehung einer neuen Bürgerkriegsfront zwischen Präsident Hamid Karsai und seinem Herausforderer Abdullah Abdullah nicht ausgeschlossen ist. Dann wäre Afghanistan endgültig ein zweites Somalia, wo am Schluss auch nur noch der wenig rühmliche Rückzug stand.
Quelle ntv

Geändert von Wüstentarn (25. August 2009 um 15:13 Uhr)
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