Sonntag, 02. August 2009
Keine Vision in Afghanistan
Unterhaus zieht düstere Bilanz
Der Auswärtige Ausschuss im britischen Unterhaus zieht für den Einsatz der internationalen Truppen in Afghanistan eine düstere Bilanz. Durch das "Fehlen einer realistischen Strategie" seien in dem Land "längst nicht die Ergebnisse erzielt worden, die erhofft wurden". Allein im Juli starben am Hindukusch mindestens 71 ausländische Armee-Angehörige.

Der Juli war einer der tödlichsten Monate für Briten und Amerikaner.
Ein nun veröffentlichter Bericht des Auswärtigen Ausschusses zur globalen Sicherheit bemängelt vor allem das "Fehlen einer Vision und einer Strategie, die auf der realen Geschichte, Kultur und Politik des Landes beruht". Zwar sei die gefährliche Lage in Afghanistan nicht ausschließlich dem Misserfolg der westlichen Truppen zuzuschreiben. Sie hätten aber "vermeidbare Fehler" wie Mängel in der Abstimmung gemacht. Die Aufgabe, Afghanistan zu stabilisieren, sei sehr viel schwieriger geworden.
Für den Einsatz der britischen Truppen in Afghanistan gibt es dem Bericht zufolge "keine klare Orientierung". Ursprünglich seien die derzeit 9000 britischen Soldaten zum Kampf gegen den internationalen Terrorismus in das Land geschickt worden. Heute arbeiteten sie jedoch gegen den Drogenanbau in der Region und bekämpften Aufstände. Der Einsatz in der südlichen Unruheprovinz Helmand sei durch "unrealistische Planungen" und eine "schwache Koordination" auf der Regierungsebene in Großbritannien gefährdet worden, kritisierte der Ausschuss.
Kritik an US-Armee
Auch an der US-Armee übte der Bericht Kritik. Der Einsatz von US-Drohnen aus der Luft auf Ziele im an Afghanistan grenzenden Pakistan habe "den Ruf der USA" beschädigt. Allerdings seien einige der Probleme bei der Afghanistan-Mission noch auf die Ära des früheren Präsidenten George W. Bush zurückzuführen. Das britische Außenministerium kündigte an, den Bericht zu prüfen und in den kommenden Monaten öffentlich dazu Stellung zu nehmen.
Die 9000 Mann starke britische Truppe verzeichnete im vergangenen Juli ihren blutigsten Monat: 22 Soldaten kamen in Afghanistan ums Leben. Auch für die US-Soldaten war es mit 41 Gefallenen der tödlichste Monat seit dem Beginn des achtjährigen Kriegs. Insgesamt fielen am Hindukusch im Juli mindestens 71 ausländische Armee-Angehörige.