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Alt 9. January 2021, 10:31   #48
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Fürth


Standard AW: Wie habt Ihr euren Militärfetisch entdeckt?

Zitat:
Zitat von bastoandi Beitrag anzeigen
Nachdem ich mich wieder beruhigt habe, schreibe ich dann doch noch was zum Thema. Es wurde ja von mehreren Kameraden hier geschrieben, dass sie nicht bei der Armee, sei es Bundeswehr oder NVA oder sonsteine, gewesen sind. Aus welchen Gründen auch immer. Von Haus aus war es bei mir damals auch selbstverständlich, dass ich verweigern würde. Das hatten alle von mir erwartet und ich habe mich auch so weit drauf eingelassen, dass ich schon nach Stellen gesucht habe, wo ich meinen Zivi machen könnte.
Schließlich war es dann doch in einem Anfall von Geilheit, dass ich mich besonnen habe und mir bewusst gemacht habe: es gibt nur diese eine Chance. Lasse ich sie vorbei ziehen, werde ich es nie erfahren, wie es ist, ein Soldat zu sein.
Dass es am Ende eher die sanfte Tour wurde und auf den ersten Einberufungsbefehl zu den Pionieren ein zweiter zur Sanitätstruppe folgte, habe ich damals nicht geahnt. Ich habe auch nichts dagegen unternommen und am Ende war es natürlich wieder eine verpasste Chance. Aber ich hätte es mir wohl nie verziehen, wenn ich dieses Verlangen, zum Bund zu gehen, völlig übergangen hätte. Dafür waren die Phantasien und Erlebnisse, die ich zuvor mit Soldaten hatte, einfach zu eindringlich.
Eine wichtige Phase vor meinem Wehrdienst war schließlich auch, dass ich von meinem Schwager zwei US-Army-Woodland-Uniformen bekam. Er war als Amerikaner in Gießen stationiert und als er in die Staaten zurück versetzt wurde, schenkte er mir die Uniformen, die auch schon gut benutzt aussahen. Ich hatte auch vorher bei einem Besuch in der Kaserne seine Kameraden in den Klamotten gesehen, als ich in seiner Stube war. Auch das war ein überwältigendes Erlebnis, wobei ich da sicher sehr schüchtern war. Aber so mit 16 oder 17 in eine eigene, getragene Woodland-Uniform zu steigen und sich darin zu bewegen, das war extrem erregend.
Gleich eine komplette Woodland-Uniform anzuziehen ist wirklich ein wuchtiger Einstieg! Ich hatte mir schon recht früh, bestimmt so mit 10, 12 Jahren ausgemalt, wie es wohl sein wird, wenn ich zum Wehrdienst einberufen werde. Aber erst mit etwa 17 habe ich mir eine gebrauchte Bw-Hose (steingrau-oliv) besorgt. Nur mit dieser Hose bekleidet habe ich auf dem Dachboden Klimmzüge gemacht und mir einen brutalen Ausbilder vorgestellt, der mich mit Gebrüll und demütigenden Beschimpfungen bis zur völligen Erschöpfung antreibt. Als mich die Kräfte verließen, konnte ich meine "Waffe" nicht mehr kontrollieren. Dieses Gefühl war ebenso irritierend wie schön. Ich konnte es kaum erwarten zum Bund zu gehen, hatte aber ebenfalls das Problem, dass mein Umfeld von mir erwartete zu verweigern. Schließlich habe ich meinen Grundwehrdienst bei der Sanitätstruppe angetreten, was ich Eltern, Verwandten und Freunden noch als einigermaßen sinnvoll "verkaufen" konnte. Im Nachhinein bedauere ich es, dass ich damals nicht mehr Selbstbewusstsein hatte und zu den Fallschirmjägern oder einer anderen Kampftruppe gegangen bin. Meinen Fetisch hätte ich aber in der realen Bundeswehr so oder so kaum ausleben können. Ohne die Möglichkeiten, die heutige soziale Medien bieten, dachte ich lange Zeit, dass ich mit meinen Vorstellungen alleine dastehe. Es ist schon ein enormer Fortschritt, dass man sich mittlerweile unbefangen austauschen und abgefahrene Szenarien entwerfen kann.
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