Aktuelle Nachricht von heute aus Spanien
"Unsere Vorgesetzten haben uns unterstützt, und unsere Kollegen haben es als etwas Normales aufgenommen", sagt Alberto Fernández. Er ist 23 Jahre alt und wird bald heiraten. Einen anderen Mann, das ist in Spanien nichts Besonderes mehr.
Aber beide Männer sind Soldaten, und das hat das Land bisher noch nicht gesehen. Sie werden am Tag der Trauung die Uniform der spanischen Luftwaffe tragen. "Das ist eine Geste, damit die Gesellschaft sieht, dass dies normaler ist, als man glaubt."
Das Wort "Normalität" benutzt er oft. Aber ganz so normal ist diese Hochzeit doch nicht. Zum Fest Mitte September werden zwei schwule Fernsehstars nach Sevilla reisen und der schwule Politiker Pedro Zerolo vom Vorstand der spanischen Sozialisten. Die Zeremonie im Rathaus von Sevilla wird der Bürgermeister der Stadt leiten.
Alltag ist etwas anderes. Seit dem 3. Juli vergangenen Jahres ist in Spanien ein Ehegesetz in Kraft, das homosexuelle Paare den heterosexuellen rechtlich vollkommen gleichstellt.
Die sozialistische Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero ließ das geltende Gesetz einfach um einen Satz erweitern: "Das Ehepaar wird dieselben Pflichten und Rechte haben, unabhängig davon, ob die Partner gleichen oder unterschiedlichen Geschlechts sind."
Das spanische Statistikamt gab vor wenigen Tagen bekannt, dass bis Ende vergangenen Jahres 1275 homosexuelle Paare das neue Recht in Anspruch genommen haben. Fast drei Viertel davon sind Männer.
Wie wenig sich homo- von heterosexuellen Beziehungen unterscheiden, belegt ein schwules Ehepaar aus Madrid: Die Männer reichten vergangene Woche die Scheidung ein. Sie waren sieben Monate verheiratet.
Offen homosexuelle Militärs sind auch in Spanien noch etwas Exotisches. Ein 49-jähriger Armeeoberst, José María Sánchez Silva, war im September 2000 der erste Soldat, der in einem Zeitschrifteninterview seine Homosexualität bekannt machte. "Auch wenn sich die Armee demokratisiert hat, wird noch viel Zeit vergehen, bis den Homosexuellen in den Streitkräften ihre Rechte zugestanden werden, wenn nicht jemand diesen Schritt tut", sagte Sánchez Silva. Er machte sich damit nicht nur Freunde. Ein Kamerad schrieb ihm einen Brief: "Die Homosexualität ist schlimmer als die vier Reiter der Apokalypse zusammen", stand unter anderem darin.
Alberto Fernández und sein 27-jähriger Freund Alberto Marchena, die beiden Soldaten, die im September heiraten wollen, haben von der Vorarbeit ihres älteren Kollegen profitiert. Zur Hochzeit werden nicht nur Berühmtheiten aus Madrid anreisen, sondern auch vierzig Kameraden vom Luftwaffenstützpunkt in Morón de la Frontera in der Provinz Sevilla, wo das Paar in der Verwaltung arbeitet.
Den Segen des Verteidigungsministeriums haben die beiden Soldaten auch. "Wir wissen, dass sie uns unterstützen", sagt der 23-jährige Bräutigam, "inoffiziell." Offiziell kommentiert das Ministerium die Ehe nicht. Dafür ist sie ja viel zu normal.
Auf diesem Wege alles Gute für die Beiden!
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--- --- --- Als der Tod seine Sense in die Ecke stellte und sich auf einen Mähdrescher setzte, war Krieg!!! --- --- ---
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