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Alt 19. May 2017, 15:34   #21
flecktarnhose
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Standard AW: BW-Liederbuch aus dem Verkehr gezogen

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Zitat von lowCrawl Beitrag anzeigen
ABC-Soldat hat sicher Recht, dass die NVA-Geschichte und die Ostdeutsche Tradition noch mehr abgewickelt wurde als die der frühen BW-Geschichte.
Was die Traditionspflege in der BW angeht, so kann ich folgenden Artikel des Historikers Neitzel empfehlen, der die Sache mal in einem etwas weiteren historischen Kontext aufarbeitet:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/in...fd74ff6e6.html
Auch er bestätigt, dass die offizielle Außendarstellung der BW die Kämpfertradition im Gegensatz zu allen anderen Armeen der Welt keine Rolle spielt und es den Soldaten, so an einem Ethos gebricht, an dem sie sich emotional orientieren können.
Wenn dieses Bedürfnis nach Identifikation mit Kämpfervorbildern bei den Soldaten stark ausgeprägt ist, von der offiziellen Führung aber nicht befriedigt und schon gar nicht gewertschätzt wird, so suchen sich diese unweigerlich Vorbilder, die eben auch schon "im Feuer" gestanden haben - und das waren zuletzt eben die Soldaten der Wehrmacht. Ich glaube das ist ein emotianales Problem, das auf einer ganz anderen Ebene liegt, wie alle richtige aber letztlich rationale Abgrenzung gegen den Vernichtungskriege, die die Wehrmacht geführt hat.
Das Problem geht ja noch viel weiter, wenn man sich klarmacht wie emotional isoliert ein Bundeswehrsoldat mit seinem heroischen Idealismus in unserer real existierenden postheroischen Gesellschaft eigentlich da steht. Wenn man für seine potentiell lebensgefährliche Berufswahl zu Gunsten der Gesellschaft von dieser kaum Anerkennung, sondern eher Spott und Unverständnis (Augen auf bei der Berufswahl) bekommt, so sucht man sich Identifikationsfiguren, die auch hart gekämpft haben und von der Politik missbraucht worden sind. Auch da bietet sich der anständige Wehrmachtssoldat, der zwangsverpflichtet in Hitlers Krieg gezwungen wurde wunderbar an. Auch hier geht es IMHO überhaupt nicht darum, eine Naziherrschaft jetzt wieder aufleben zu lassen. Es geht darum, die eigenen emotional üble Lage irgendwie erträglich zu machen, in dem man sich in einer Tradition mit Menschen sieht die in ähnlicher Lage auch durchgehalten haben.
Dass wir es hier in Deutschland überhaupt politisch unkorrekt finden, den notwendigen Kämpferethos unserer Soldaten überhaupt anzusprechen, geschweige denn ihn zu feiern oder an einem Memorialtag gar landesweit zu verehren ist schon sehr merkwürdig. Denn alle anderen mit uns befreundeten Demokratien machen sowas und sind trotz solcher Traditionen nicht samt und sonders Nazidiktaturen geworden...Nur wir wir gefallen uns darin, ein emotionales Vakuum hochzuhalten, in das dann Extremisten beliebiger Herkunft nur zu leicht hineinstoßen können, seien sie nun rechtsradikal oder islamistisch.
Das ist das eigentlich Haltungsproblem!
Über Dein Bericht lohnt es sich nachzudenken, aber das machen wahrscheinlich sehr
wenige. Danke dafür.
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