Thema: Coesfeld
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Alt 25. September 2012, 00:41   #6
lowCrawl ist offline lowCrawl
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KA


Standard AW: Coesfeld

Na ja "Zwangsrekrutierte" sind es definitiv nicht. Auch zu der Zeit konnte man schon ohne "Gewissensprüfung" und Gerichtsverfahren, mit einer liederlichen Begründung, einem lumpigen Lebenslauf und einen Standardantrag den Wehrdienst verweigern.(ich wähle diese despektierlichen Attribute, um zu zeigen, dass man kein Lupenreiner Pazifist sein, sondern nur die formalen Anforderungen erfüllen musste )
Wer also nicht wollte, konnte seinen Dienst für die Allgemeinheit auch in weißer Uniform (Zivi) oder grauer (THW) oder roter (Feuerwehr) oder als Polizist machen. Wer zu dieser Zeit also zum Bund ging, hatte im Prinzip nichts dagegen, zum Soldaten ausgebildet zu werden.
Dass es dabei besonders in der AGA nicht zimperlich zugeht ist ja nun auch kein Geheimnis, wobei die Bundeswehr da ja im Vergleich zu anderen Wehrplichtarmee dieser Zeit mit ihren Rekruten eher zuvorkommend umgegangen ist.
Insofern ist das Coesfeld-Ereignis auch wirklich eine ziemliche Ausnahme.
Trotzdem sind die Leute ja nicht zur Bundeswehr entführt, in Uniformen gepackt und dann tagelang mir Stromstößen gefoltert worden. Bei allem Unrecht, was diese Rekruten erfahren haben, sollte man doch die Kirche im Dorf lassen.
Wenn man sich BadLadsarmy ansieht, so könnte man da ja von Dauermisshandlung sprechen...das kommt denke ich sehr auf die Vorerfahrungen des Einzelnen an.
Was Folter ist und was nicht, darüber lässt dich trefflich streiten. Wenn ein Rekrut bei der Spindkontrolle versagt und deshalb nicht ins Wochenende darf ist das dann auch "Psychofolter"...oder doch nur ganz normale militärische Ausbildung?
Körperstrafen sind bei uns verboten - das ist ein Fakt, andererseits kann ein echter Einsatz eben auch sehr unangenehme Erfahrungen bereithalten. Nicht umsonst müssen Spezialeinheiten eben auch Trainings absolvieren, wo sie einer gewissen Folter ausgesetzt werden, damit man vorher rausbekommen kann, wer unter solchen extremen Balstungen wahrscheinlich kollabieren würde und daher für solche Einsätze per se ungeeignet ist.
Und was macht man da nun?
Wenn man als Ausbilder nicht genug Härte einbringt - wie es Terrorirsten ohne mit der Wimper zu zucken machen würden - ist das Training /der Test sinnlos. Bringt man aber zu viel Härte hinein, kann der jeweilige Teilnehmer schon in der Simulation traumatisiert werden und der Ausbilder steht mit einem Bein im Gefängnis.
Ich denke der einzige Weg ist der, eben nur solche Soldaten solche Verhörsituationen durchstehen zu lassen, die sich prinzipiell freiwillig dafür gemeldet haben und ihnen das Recht einzuräumen, mit einem Stoppwort die Simualtion abbrechen zu können. Tun sie das, wären sie zwar durchgefallen aber eben nicht völlig wehrlos.
Genau diese Vorgehensweise hat man ja auch bei Journalisten angewandt, die sich von Profis waterboarden ließen, um berichten zu können, ob das Folter ist oder nicht.
Keiner hat länger als 15 Sekunden durchgehalten, also ist klar was das ist.
Aber Krieg ist natürlich immer eine sehr üble Sache, in der sehr üble Dinge passieren, die jeden Teilnehmer treffen können. Daher sollte man darauf auch irgendwie vorbereitet sein - aber wie, das ist eben die Frage.
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